Gasfrei unterwegs: wie geht Heizen, Kochen, Kühlen im Campingfahrzeug ohne Gas
Weitestgehend autark auch ohne Gas im Wohnwagen und Van
Camping ohne Gas ist für alte Hasen unvorstellbar, doch gerade Campingneulinge fühlen sich ohne scheinbar komplizierte Gasanlage auf Reisen sicherer. Ein gasfreier Ausbau ist eine Überlegung wert. Doch wie geht kochen, heizen und kühlen ohne Gas?
Inhalt
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Vorteile von Camping ohne Gas
Ob Campen im Wohnmobil oder Wohnwagen ohne Gasanlage wirklich praktikabel ist, muss jeder für sich entscheiden. Fakt ist, dass Elektromobilität auch vor der Campingbranche nicht Halt macht. Zudem ist die technische Umsetzung von gasfreien Ausbauten nicht schwierig.
weniger Gewicht
keine wartungsintensive Gasanlage
sicheres Gefühl beim Reisen
mehr Stauraum im Bugkasten
andere Energiequelle nötig
Nachrüsten schwierig
autark Stehen schwierig
Prinzipiell ist Campen ohne Gasflaschen für dich sinnvoll, wenn du generell wenig Strom verbrauchst und hauptsächlich in den warmen Sommermonaten unterwegs bist, in denen die Heizung nicht gebraucht wird. Hängst du zudem hauptsächlich auf Campingplätzen am Landstrom oder hast ausreichend Batteriekapazitäten, kannst du dir ebenfalls überlegen, auf Gas im Camper zu verzichten.
Heizen ohne Gas
Den Gasverbrauch einer Heizung setzt Truma mit 150 bis 500 Gramm pro Stunde an. Auf höchster Stufe ist eine 11kg-Flasche nach bereits 24 Stunden leer. Auf niedrigster Stufe reicht die Füllung gut drei Tage – angenommen, sie läuft ohne Unterbrechung.
Viele Heizungen in Wohnwagen und Wohnmobil funktionieren mit Gas. Doch gibt es durchaus Alternativen, den Innenraum anders zu erwärmen.
Kraftstoffbetriebene Heizung
Vor allem bei Wohnmobilen ist eine kraftstoffbetriebene Heizung eine gute Alternative zur Gasbetriebenen. Meistens werden Dieselheizungen verbaut, die über den Fahrzeugtank gespeist werden. Da die wenigsten Wohnmobile mit Benzin fahren, sind Benzinheizungen in Deutschland unüblich. Eine Diesel-Kombiheizung kann dann auch gleich die Erwärmung des Brauchwassers übernehmen. Auch in Elektrofahrzeugen werden solche Heizungen eingebaut, um die Batterieleistung nicht zu schmälern. Dafür wird ein zusätzlicher Kraftstofftank verbaut.
Dieselheizungen werden oft unter dem Beifahrersitz verbaut, sie passen aber auch gut in den doppelten Boden oder ein freies Staufach.
evtl. kein zusätzlicher Brennstoff nötig
Betrieb während der Fahrt möglich
erzeugt Abgase
nicht wartungsfrei
zusätzlicher Stromverbrauch
teuer in der Anschaffung
laut
Heizen mit Strom
Das Wohnmobil oder den Wohnwagen rein mit Strom zu heizen, ist, wenn überhaupt, nur dann sinnvoll, wenn du ständig Zugang zu Landstrom hast. Die Bordbatterie kann den Anforderungen einer Elektroheizung nicht entsprechen. Doch reine Elektroheizungen sind auf Campingplätzen nicht gerne gesehen. Gerade in der Winterperiode rechnen Betreiber den Strom oft nach dem tatsächlichen Verbrauch ab. In diesem Fall lohnt sich eine Elektroheizung für dich finanziell nicht. Und auch, wenn der Stromverbrauch pauschal berechnet wird, kann es sein, dass die Platzordnung Elektroheizungen verbietet.
- Elektrische Zusatzheizungen gibt es für unterschiedlichste Heizungsmodelle: Ultraheat ist für die Truma-S-Heizung 3004 und S 5004 erhältlich. Die elektrischen Heizstäbe leisten 2000 Watt und benötigen 230-Volt-Strom. Auch bei Alde gibt es Elektroheizungen. Das elektrische Heizelement der Alde Compact liefert bis zu 3150 Watt Wärmeleistung.
- Elektrische Standheizungen werden bereits in Elektrofahrzeugen eingesetzt und können als einzige Heizquelle in Wohnmobilen und Campingbussen verbaut sein.
- Möchtest du nur ein wenig heizen, um beispielsweise das Bad vor dem Duschen zu erwärmen, kannst du auch einen Heizlüfter oder eine Infrarotheizung nutzen.
Möchtest du autark stehen, wird die Bordelektronik deines Fahrzeuges bei hoher Heizleistung schnell überfordert sein.
Heizen mit Feststoffen
Heizen mit Holz, Kohle oder Pellets ist auch im Wohnmobil möglich, allerdings nur bei sehr großen Mobilen wirklich praktikabel. Schließlich wiegt der Ofen gerne 20 Kilogramm, braucht Platz und das Brennmaterial muss ebenfalls gelagert werden. Wichtig dabei ist, dass immer ein Abzug der Abgase vorhanden ist und genügend Frischluft nachkommt.
Um dein Wohnmobil zuverlässig zu erwärmen, reicht eine Heizleistung von 2 kW vollkommen aus.
wohlige Wärme
ausfallsichere Wärmequelle
schwer
großer Platzbedarf für Brenngut
darf nicht unbeaufsichtigt brennen
Ofenrohr muss nach draußen geführt werden
Kochen ohne Gas
Um dich auf Reisen zu verpflegen, brauchst du nicht unbedingt Gas. Die Möglichkeiten, eine warme Mahlzeit zu bekommen, sind groß.
Brennstoffkocher brauchen keine Gaskartusche: du kannst sie mit Spiritus, Diesel oder Benzin betreiben. Der entscheidende Vorteil ist, dass sie im Betrieb nicht fest installiert werden müssen. Du kannst sie draußen also beliebig einsetzen. Während der Fahrt musst du sie allerdings gut verstauen.
Taschenkocher mit Brennstofftabletten sind eigentlich für Wanderer gedacht, die sich hoch oben auf dem Berg eine warme Mahlzeit zubereiten wollen. Ein 3-Gänge-Menü für die komplette Familie wirst du darauf nicht zaubern können. Möchtest du dir aber schnell eine Tasse Kaffee zubereiten oder ein Spiegelei braten, bist du auch auf dem Campingplatz mit einem Taschenkocher gut bedient.
Auf Holzkohlegrills grillst du authentisch und bekommst immer leckeres Grillgut mit Raucharoma.
Verwende Kocher mit offener Flamme und Grills nur draußen und achte auf ausreichende Luftzufuhr.
Kühlen ohne Gas
Den Wohnwagen oder auch Lebensmittel ohne Gas zu kühlen, ist heutzutage kein Problem mehr. Klimaanlagen laufen sowieso alle über Strom. Zudem gibt es schon lange rein elektrisch betriebene Kompressorkühlschränke und -kühlboxen als Alternative zum Absorber.
Einige Hersteller bieten auch PowerPacks, die die Kühlbox unterwegs speisen. Damit kann man Getränke und Lebensmittel für bis zu 18 Stunden kühlen, wenn kein Stromanschluss in der Nähe ist.
Gasfreie Wohnwagen und Vans
Aktuell gibt es mit Knaus und Weinsberg zwei große Hersteller gasfreier Wohnwagen, daneben findet man auf dem Markt zurzeit verschiedenste Wohnwagen-Ausbauten bei kleineren Herstellern, dazu einige gasfreie Vans und Kastenwagen. Komplett gasfreie, serienreife Wohnmobile gibt es noch nicht.
Knaus bietet mit der neuen Sport E.Power Selection zehn verschiedene Wohnwagen-Grundrisse. In der Baureihe Südwind findet man aktuell drei Modelle mit E.Power Paket. Zu der vollelektrischen Ausstattung gehören dann unter anderem ein Klimagerät mit Kühl- und Heizfunktion, ein Kompressorkühlschrank und ein Induktionskochfeld.
Hobby hat mit dem Beachy-Modell einen gasfreien Wohnwagen gebaut, der seinem Namen alle Ehre macht: Die Einrichtung erinnert mit natürlichen Materialien an einen Sandstrand. Je nach Modell liegt die technisch zulässige Gesamtmasse bei gerade mal 900 Kilogramm.
Gasfrei campst du bei Weinsberg mit einem von fünf CaraCito Modellen. Kompressorkühlschrank, Induktionskochfeld und elektrische Heiz‐Klima‐Kombi arbeiten ohne Gas.
Einen komplett elektrischen Van findest du bei La Marca: Der Daily Van auf Iveco Daily Basis arbeitet mit einer 150Ah-Lithium-Batterie und einem 1500-Watt-Wechselrichter. Dazu gibt es eine Solaranlage, eine Dieselheizung und einen Wärmetauscher.
Einen weiteren gasfreien Campervan bietet auch VR-Motorhomes. Das Fahrzeug auf Basis eines Citroen Jumpers oder MAN TGE ist mit Lithium-Ionen-Akkus und Solarpaneelen ausgestattet, die dir zwei Tage komplette Autarkie garantieren.
Fazit: gasfrei ist möglich
Möchtest du komplett auf Gas verzichten, ist ein vollelektrischer Wohnwagen oder Van genau das Richtige für dich. Alternativ kannst du überlegen, nur Teile der Gasanlage nicht zu nutzen und Kühlschrank oder Kochfeld auf eine andere Energiequelle umzustellen.
Svenja
Svenja ist seit Jahren mit Mann, Kind und Hund im Zelt durch Europa unterwegs und liebt die Entschleunigung, die man beim Campen erfährt.