Nie mehr überladen dank Auflastung
Wie du mehr Zuladung und Sicherheit für dein Wohnmobil schaffst
Zu viele Wohnmobile sind überladen. Das ist nicht nur gefährlich, sondern kann bei einer Kontrolle auch sehr teuer werden. Mit einer Auflastung kannst du das zulässige Gesamtgewicht deines Wohnmobils erhöhen lassen – und dem Übergewicht entgegenwirken.
Inhalt
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Was ist eine Auflastung beim Wohnmobil?
Für jedes Wohnmobil ist ein maximal zulässiges Gesamtgewicht festgelegt. Diese Angabe findest du im Fahrzeugschein (Zulassungsbescheinigung I) unter der Schlüsselnummer F.1. Häufig beträgt das maximale Gewicht 3,5 Tonnen – was auch der Obergrenze für den Führerschein der Klasse B entspricht.
Moderne Wohnmobile bieten viel Komfort. Die umfangreiche Ausstattung reduziert aber auch die Zuladung (Differenz zwischen maximal zulässigem Gesamtgewicht und tatsächlichem Gewicht). Daher kann es in bestimmten Fällen sinnvoll sein, das zulässige Gesamtgewicht auf mehr als 3,5 Tonnen zu erhöhen. Möglich ist beispielsweise auch eine Auflastung von 3,2 auf 3,5 Tonnen. Ist das Wohnmobil überladen, drohen empfindliche Bußgelder. Außerdem kann eine Überladung zum Sicherheitsmangel werden.
Gibt es auch Nachteile oder Einschränkungen durch eine Auflastung des Wohnmobils?
Ist dein Wohnmobil mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen zugelassen, gilt es nach europäischem Recht als Lkw. Für das aufgelastete Wohnmobil benötigst du mindestens den Führerschein der Klasse C1 (Lkw bis 7,5 Tonnen). Hast du deinen Führerschein im Jahr 1999 oder früher gemacht, darfst du mit der alten Führerscheinklasse 3 ein aufgelastetes Wohnmobil in der Regel ohne Zusatzausbildung fahren.
Mit der Einstufung des Wohnmobils als Lkw sind folgende Besonderheiten verbunden:
- Außerorts gilt in Deutschland ein Tempolimit von 80 km/h, auf Autobahnen darfst du maximal 100 km/h fahren.
- In bestimmten Ländern gelten andere Mautvorschriften als für ein Wohnmobil mit 3,5 Tonnen. Beispielsweise musst du in Österreich am elektronischen Mautsystem per Go-Box teilnehmen – die Klebevignette reicht nicht aus.
Ist die Auflastung Formsache oder technische Modifizierung?
Sowohl als auch. Damit die Auflastung wirksam ist, muss das zulässige Gesamtgewicht in den Fahrzeugpapieren angepasst werden. Voraussetzung dafür ist eine Abnahme durch den TÜV oder eine andere anerkannte Prüfanstalt. Damit die Auflastung genehmigt wird, muss das Wohnmobil bestimmte technische Eigenschaften in Bezug auf Stabilität und Fahrwerk aufweisen. Häufig ist dazu der Austausch oder zusätzliche Einbau bestimmter Bauteile erforderlich.
Welche Bauteile sind für eine Auflastung relevant?
Häufig müssen für eine Auflastung strammere Federungen eingebaut werden. Denn die serienmäßig verbauten Blattfedern sind für Gewichte über 3,5 Tonnen zu weich. Das würde die Fahrstabilität beeinträchtigen.
Die günstigste Lösung ist der Einbau von Zusatzfedern. Dabei bleibt die Serien-Federung erhalten und es werden lediglich zusätzliche Federelemente an den Vorder- und/oder Hinterachsen angebracht. Der Arbeitsaufwand ist verhältnismäßig gering und die Kosten betragen etwa 1.500 Euro.
Besonders komfortabel: Luftfederung im Wohnmobil
Häufig entscheiden sich Wohnmobilbesitzer im Rahmen einer Auflastung für den Einbau von Luftfedern. Diese Federbälge bieten besonders hohen Komfort, denn sie lassen sich je nach Bedarf über einen fest eingebauten Kompressor mit unterschiedlichen Luftdrücken befüllen. Somit kannst du beeinflussen, wie hart oder weich die Federung je nach Beladungszustand des Fahrzeugs ausfallen soll.
Man unterscheidet:
- Zusatzluftfedern, die ausschließlich an der Hinterachse montiert werden. Sie unterstützen die Serienfederung, heben das Heck an und erhöhen so Sicherheit sowie Komfort.
- Vollluftfedern, die als alleinige Federung an allen Achsen dienen. Die Vollluftfeder ermöglicht besonders hohen Komfort. Diese Premium-Lösung erlaubt es auch, das Wohnmobil ab einer festgelegten Geschwindigkeit während der Fahrt automatisch abzusenken. Somit liegt es auf Autobahnfahrten stabiler und ist weniger windanfällig. Mit einer Vollluftfeder lässt sich das Wohnmobil im Stand auch einseitig absenken, damit das Grauwasser beim Entsorgen besser abläuft.
Die Kosten für Zusatzluftfedern beginnen bei 1.500 Euro, ein System aus Vollluftfedern kann durchaus mit 3.000 Euro und mehr zu Buche schlagen.
Auch Felgen und Reifen müssen für eine höhere Traglast ausgelegt sein. Daher müssen je nach Achslast unter Umständen stabilere Alufelgen und Reifen mit höherem Lastindex aufgezogen werden.
Wo kann ich eine Auflastung vornehmen lassen?
Auch wenn manche Wohnmobilhersteller eine Auflastung ab Werk anbieten, kannst du die Aufrüstung auch später noch nachholen. Allerdings bietet nicht jede Wohnmobilwerkstatt eine Auflastung an. Spezialisten für die Auflastung von Wohnmobilen sind zum Beispiel die Firmen Alko, Goldschmitt, Linnepe und SMV.
Bevor Bauteile am Wohnmobil verändert werden, sichtet der Fachmann zunächst den gegenwärtigen Zustand des Fahrzeugs und die Eintragungen in den Papieren. Dann kann er individuell ermitteln, welche Umbauten für die Auflastung tatsächlich notwendig sind.
Ist eine Auflastung auch ohne Umbauten möglich?
Ja, zum Beispiel dann, wenn das Wohnmobil ursprünglich für ein höheres Gewicht konstruiert wurde und nachträglich abgelastet wurde. Eine rein formale Auflastung kann auch möglich sein, wenn das Fahrwerk und weitere Bauteile bereits für höhere Gewichte ausgelegt sind.
Bis zu welchem Maximalgewicht kann ich mein Wohnmobil auflasten?
Die Grenzen der Auflastung bestimmt in erster Linie das Fahrgestellt. So gibt es beim Fahrwerk des Fiat Ducato und baugleichen Transporter-Chassis von Peugeot und Citroen unterschiedliche Ausführungen, bezeichnet mit den Namen Light und Heavy. Das Heavy-Chassis ist von Haus aus mit verstärkten Achsen und einer leistungsfähigeren Bremsanlage bestückt. Dieses Fahrgestell kann bis auf 4,5 Tonnen aufgelastet werden, während das Light-Chassis grundsätzlich nur bis maximal 3,85 Tonnen zulassungsfähig ist. Wie sich die Auflastungsmöglichkeiten für dein Wohnmobil genau verhalten, kann eine Fachwerkstatt individuell ermitteln.
Was muss ich bei einer Ablastung beachten?
Auch die Zulassung für ein niedrigeres Gewicht ist bei Wohnmobilen möglich und es gibt durchaus Gründe dafür (z.B. weil man den C1-Führerschein nicht machen möchte oder teure Mautgebühren sparen will). Soll das maximal zulässige Gesamtgewicht nachträglich reduziert werden, ist lediglich eine Änderung in den Fahrzeugpapieren notwendig. Federungen, Reifen und Felgen müssen dabei nicht durch schwächere Komponenten ausgetauscht werden.
Wichtig: verbindlich ist immer das eingetragene Gewicht im Fahrzeugschein. Daher ist ein Bußgeld wegen Überladung auch dann gültig, wenn das Wohnmobil rein technisch für ein höheres als das angegebene Gewicht ausgelegt wäre.
Möchtest du das zulässige Gesamtgewicht deines Wohnmobils bewusst verringern, reduziert sich auch die Zuladung. Wenn du diesen Schritt in Betracht ziehst, solltest du das Fahrzeug vorher genau wiegen (Achslasten und Gesamtgewicht) und ermitteln, wie viel Zuladungsreserve nach der Ablastung noch bleibt.
Fazit: mit Sicherheit mehr Zuladung
Eine Auflastung erhöht die Zuladungsreserven und gewährt weiterhin Sicherheit im Straßenverkehr. Meistens soll das zulässige Gesamtgewicht durch eine Auflastung auf mehr als 3,5 Tonnen erhöht werden. Dabei musst du gut abwägen, ob du die mit einer Lkw-Zulassung verbundenen Besonderheiten und Einschränkungen in Kauf nehmen möchtest.
Ben
Schon als Kind verreiste Ben gerne im Wohnmobil seiner Eltern. Heute macht der studierte Journalist Urlaub mit seiner Frau – sowohl im Wohnmobil als auch mit dem Zelt.