Trinkwasser frisch und sauber halten
Keimfreies Frischwasser durch Konservierung und Desinfektion
Sauberes Trinkwasser ist ein hohes Gut. Zuhause ist es für uns selbstverständlich. Doch beim Campen musst du dich selbst um den Erhalt der Wasserqualität kümmern. Hier erfährst du worin der Unterschied zwischen konservieren und desinfizieren liegt.
Inhalt
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Wo liegt der Unterschied zwischen konservieren und desinfizieren?
Ein Zusatz zur Konservierung hält sauberes Wasser länger frisch. Denn das Konservierungsmittel sorgt dafür, dass sich Bakterien deutlich langsamer vermehren. Das funktioniert nur, wenn du keimfreies Trinkwasser in den Frischwassertank füllst.
Bei der Desinfektion werden bereits im Wasser vorhandene Bakterien abgetötet. Der verwendete Wirkstoff, meistens handelt es sich dabei um Chlor, versetzt verunreinigtes Wasser in einen keimfreien Zustand.
Warum muss ich sauberes Wasser konservieren?
Trinkwasser aus dem Wasserhahn ist nicht vollständig frei von Bakterien. Die Anzahl der Bakterien ist aber so gering, dass sie im Körper keinen Schaden anrichten. Auch die Wasseranlage im Wohnmobil oder Caravan ist in der Regel nicht steril – selbst bei regelmäßiger Reinigung lässt sich ein Biofilm im Wassertank nicht vollständig vermeiden.
Wird Wasser längere Zeit in einem Tank gelagert, vermehren sich Bakterien durch Teilung exponentiell. Das bedeutet, die Anzahl der Bakterien vervielfacht sich in gleichmäßigen Zeitabständen um denselben Faktor. Unter idealen Umständen (Temperatur, Nährstoffgehalt etc.) verdoppelt sich die Bakterienzahl alle 30 Minuten. Die nachfolgende Tabelle verdeutlicht beispielhaft, wie sich ein Bakterium bereits nach wenigen Stunden sprunghaft vermehrt. In der Praxis treten Bakterien allerdings immer in größerer Zahl auf.
Beispiel zur Vermehrung von Bakterien
Anzahl der Teilungen | Anzahl der Bakterien | Zeit |
0 | 1 | 0 |
1 | 2 | 30 min |
2 | 4 | 60 min |
3 | 8 | 90 min |
4 | 16 | 120 min |
5 | 31 | 150 min |
(…) | (…) | (…) |
15 | 32.768 | 7,5 h |
Eine gewisse Menge an Bakterien im Trinkwasser ist normal. Der Gesetzgeber hat allerdings Grenzwerte für die maximale Anzahl an Bakterien festgelegt, die im Trinkwasser enthalten sein dürfen. Die deutsche Trinkwasserverordnung erlaubt beispielsweise für Legionellen einen Höchstwert von 100 KBE (Koloniebildende Einheiten) pro 100 Milliliter.
Wasserkonservierung mit Silber
VORSICHT MIT SILBER
Silber- und Silberionenprodukte sind von der Liste zulässiger Zusätze gemäß §20 Trinkwasserverordnung gestrichen worden. Das heißt, dass du sie als Privatperson zwar noch nutzen, das behandelte Wasser aber nicht weitergeben darfst. Dazu zählt auch ein Glas Trinkwasser für den Besuch. Das Problem an der Sache: Da diese Produkte stetig Silberionen an das Wasser abgeben, steigt deren Konzentration im Wassertank über einen sehr langen Zeitraum, bis es ein gesundheitsschädliches Maß erreicht.
Das oben gezeigte Bakterienwachstum lässt sich durch den Zusatz von Silber beziehungsweise Silberionen deutlich verlangsamen. Auch wenn sich Silber im Wasser nicht auflöst, gibt es mit der Zeit positiv geladene Ionen an das Wasser ab. Diese Silberionen dringen in die Zellwand von Bakterien, Viren und Pilzen ein, reagieren mit der Zelle und unterbinden deren lebensnotwendige Funktion. Zahlreiche Hersteller beziffern die Wirksamkeit ihrer Konservierungsmittel auf einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten.
Hier findest du alle Produkte zur Trinkwasserkonservierung in unserem Berger Onlineshop.
Bei Silberpads und –kugeln ist keine manuelle Dosierung nötig
Hersteller wie WM Aquatec und Silvertex bieten Silberpads, Silbernetze beziehungsweise Silberkugeln an. Diese werden lediglich im Wassertank platziert und geben nach und nach Silberionen an das Wasser ab. Der Vorteil bei dieser Methode: eine Überdosierung ist ausgeschlossen. Denn das Wasser nimmt nur so viele Silberionen auf, bis es gesättigt ist.
Erst wenn du Wasser aus dem Tank entnimmst und frisches Wasser nachfüllst, gibt der Silberzusatz wieder Ionen ab. Beim Kauf von Silberpads, Silbernetzen oder Silberkugeln solltest du das Volumen deines Wassertanks wissen. Denn diese Silberprodukte werden in verschiedenen Ausführungen für unterschiedliche Tankgrößen angeboten.
Auch Silberpräparate in flüssiger Form sind zur Frischwasserkonservierung geeignet. Bei diesen Produkten sind die Silberionen bereits gelöst und reagieren unmittelbar mit dem Trinkwasser, wenn du sie in den Wassertank schüttest.
Wasser in Flaschen oder Kanistern mit Tabletten konservieren
Für die Verwendung in kleinen Wasserbehältern, lassen sich Flüssigpräparate oder Pulver oft nicht fein genug dosieren. Daher bietet Katadyn das Konservierungsmittel Micropur Classic auch in Tablettenform an.
Die Tabletten sind in zwei unterschiedlichen Größen erhältlich und eignen sich besonders für die Wasserkonservierung in Kanistern und Flaschen. Denn die Dosierung der kleinen Tablette ist für einen Liter Wasser ausgelegt, die größere Tablette ist ausreichend zur Konservierung von zehn Litern Wasser.
Wasserkonservierung ohne Silber
Silberpräparate stehen im Verdacht, auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit zu haben. Bisher gibt es aber keine Belege für Gesundheitsschäden oder gar Todesfälle durch mit Silber versetztes Trinkwasser.
Auch die Verbraucherzentrale stellt klar, dass Camper ihr Wasser für den eigenen, privaten Gebrauch mit Silberprodukten aufbereiten dürfen.
Suchst du dennoch nach einer Möglichkeit, Trinkwasser ohne Silber zu konservieren, wirst du bei der Firma Lilie fündig. Das Unternehmen, vor allem bekannt für Pumpen und Wasserschläuche, bietet mit Certec3in1 ein auf Keramik basierendes Produkt. Der Certec-Zylinder schwimmt wie eine Boje im Wassertank und bindet schleimbildende Bakterien in seiner porösen Struktur. Außerdem gibt ein sogenanntes Bioelektro-Depot Negativionen ab, die antiseptisch und antibakteriell wirken.
In welchem Fall sollte ich das Wasser desinfizieren?
Verbringst du deinen Campingurlaub in Mittel- oder Nordeuropa, musst du das Frischwasser nicht desinfizieren. Denn in diesen Regionen gelten für die Trinkwasserversorgung strenge Vorschriften. Befüllst du den Frischwassertank deines Campingfahrzeugs, fließt in der Regel trinkbares Wasser aus dem Hahn in den Tank.
Achtung Verwechslungsgefahr: Mittel zur Wasserdesinfektion werden dem Frischwasser beigemischt. Präparate zur Tankdesinfektion sind Reinigungsmittel und gehören nicht ins Trinkwasser.
In Süd- und Osteuropa ist sauberes Trinkwasser nicht immer garantiert. Oft kommt das Wasser aus Brunnen, die nicht regelmäßig kontrolliert werden, oder es ist lange Zeit in Hochbehältern beziehungsweise Zisternen gelagert. In warmen Ländern besteht zudem eine höhere Gefahr durch Legionellen im Leitungswasser. Bist du über die Qualität des Trinkwassers im Unklaren, gehst du mit einer Desinfektion auf Nummer sicher.
Wie wende ich Desinfektionsmittel an?
Präparate zur Trinkwasserdesinfektion sind meistens in flüssiger Form erhältlich. Dadurch lassen sie sich genau dosieren und leicht dem Frischwasser beimengen. Die benötigte Dosierung kannst du auf der Verpackung ablesen. Oftmals reichen wenige Milliliter Desinfektionsmittel für einen Wassertank mit 200 Litern Fassungsvermögen aus. Die richtige Menge misst du mit Hilfe einer Dosierkappe ab oder du nimmst die Flüssigkeit mit einer Pipette auf.
Da es sich bei Desinfektionsmitteln um hochkonzentrierte Chemikalien handelt, darfst du die vorgegebene Dosierung nicht überschreiten. Der Ansatz „viel hilft viel“ ist in diesem Fall der falsche Weg.
Ist Chlor gleich Chlor?
Umgangssprachlich bezeichnet Chlor eine Vielzahl unterschiedlicher Chlorverbindungen. Denn in seiner reinen Form lässt sich das Element Chlor in der Praxis nicht verwenden. In Schwimmbädern werden Chlorverbindungen in anderen Formen verwendet, als zur Desinfektion von verhältnismäßig geringen Mengen Trinkwasser.
Häufig ist das Wort Chlor negativ behaftet. Zu Unrecht, denn selbst haushaltsübliches Kochsalz ist nichts anderes als eine Chlorverbindung mit der chemischen Bezeichnung Natriumchlorid (NaCI). Je nach Zusammensetzung und Dosierung können chlorhaltige Stoffe allerdings sehr unterschiedliche Eigenschaften aufweisen.
Die für den Campingbedarf geeigneten Mittel zur Trinkwasserdesinfektion basieren meist auf einer Lösung aus Natriumhypochlorit. In dieser Form ist das Desinfektionsmittel weniger Geruchs- und Geschmacksintensiv als viele andere Chlorverbindungen. Außerdem lässt sich das flüssige Natriumhypochlorit sicherer transportieren und einfacher dosieren als Chlorgas.
Neben dem Natriumhypochlorit findet auch Chlordioxid Verwendung bei der Trinkwasserdesinfektion. Dabei handelt es sich um eine Verbindung aus Chlor und Sauerstoff. Chlordioxid wirkt im Gegensatz zu anderen Chlorverbindungen nicht nur gegen Bakterien, sondern bekämpft auch Viren und Einzeller. Ein auf Chlordioxid basierendes Präparat zur Trinkwasserdesinfektion ist DK-Dox Aktiv Mobil. Das Desinfektionsmittel ist in Glasampullen mit 30 Millilitern Fassungsvermögen abgefüllt. Eine Ampulle reicht zur Desinfektion von 200 Litern Frischwasser.
Desinfektion mit UV-Licht
Eine weitere Möglichkeit, Bakterien und Viren im Trinkwasser zu bekämpfen, ist die Bestrahlung des Wassers mit UV-Licht. Diese Technik wird in einem größeren Maßstab auch in Wasserwerken eingesetzt. Moderne UV-Geräte im Campingbereich arbeiten mit UV-C LED Technik.
Sie sind wartungsfrei, chemiefrei und lassen sich mit verhältnismäßig geringem Platzbedarf im Reisemobil einbauen. Dank des geringen Stromverbrauchs, lassen sich UV-Desinfektionsgeräte mit 12-Volt Batteriestrom betreiben. Allerdings sind diese Anlagen mit rund 500 Euro verhältnismäßig teuer.
Fazit: Entscheide situativ!
Bestimmt kennst du die alten Geschichten von Seeleuten, die fauliges Wasser in den Fässern hatten und daher lieber Alkoholisches tranken. Wie gut, dass es heute für jede Tankgröße geeignete Mittel zur Konservierung und Desinfektion gibt.
Ob du das Wasser jedoch überhaupt konservieren oder desinfizieren musst, hängt von deinem Reiseverhalten ab. Füllst du Frischwasser von einer sauberen Quelle auf und verbrauchst das Wasser innerhalb weniger Tage, musst du es überhaupt nicht behandeln. In allen anderen Fällen ist Vorsicht besser als Nachsicht – und Alkohol wirklich keine Lösung.
Ben
Schon als Kind verreiste Ben gerne im Wohnmobil seiner Eltern. Heute macht der studierte Journalist Urlaub mit seiner Frau – sowohl im Wohnmobil als auch mit dem Zelt.