An diesen Stationen haben Silke und Benjamin auf ihrer Reise durch Skandinavien Halt gemacht.
An diesen Stationen haben Silke und Benjamin auf ihrer Reise durch Skandinavien Halt gemacht.

Über den Polarkreis

Der Polarkreis liegt etwa auf dem 66,5 Breitengrad und markiert den Punkt, an dem im Sommer die Mitternachtssonne zu sehen ist und wo es im Winter in der Polarnacht nicht hell wird. Am leichtesten mit dem Wohnmobil zu erreichen ist er vermutlich in Schweden, also versuchten wir unsere Reise dort fortzusetzen, wo wir letztes Jahr aufgehört hatten – im Norden Schwedens.

Der Polarkreis bei Jokkmokk
Der Polarkreis bei Jokkmokk © Fritz Berger

Dieses Jahr entschieden wir uns dazu, über Dänemark und die Öresund-Brücke anzureisen. Da es zu Beginn unserer Reise viel regnete, fuhren wir viel und kamen schnell voran. Nach Zwischenstopps beim Schloss Läckö am Vänernsee, in Mora und in Sundsvall – alles bei strömenden Regen – erreichten wir unser großes Ziel doch recht schnell! Bereits nach einer Woche überquerten wir den Polarkreis bei Jokkmokk. Ein unglaubliches Gefühl, besonders als zwischen den vielen Wolken die Sonne ein wenig durchblinzelte. Ganze 2.700 Kilometer trennten uns von unserem Zuhause in Süddeutschland. Wir posierten unter dem Polcirkeln-Schild und waren überglücklich.


Beeindruckende Nationalparks im Norden Schwedens

Mit Erreichen des Polarkreises wurde auch die Landschaft immer karger, im Inland führt nur noch eine richtige Straße in den Norden – der Inlandsvägen und selbst diese ist streckenweise nur noch Schotterpiste. Wir übernachteten in Jokkmokk, um am nächsten Tag ins Ájtte-Museum zu gehen. Hier wird in einem Museum, das wie eine samische Kota aufgebaut ist, die samische Kultur auf eindrucksvolle Weise vorgestellt. Unsere Kinder lieben Museen und waren richtig begeistert, zumal es auch viele Interaktionen gab.

Im Ájtte-Museum in Jokkmokk erfährt man alles über die samische Kultur.
Im Ájtte-Museum in Jokkmokk erfährt man alles über die samische Kultur. © Fritz Berger

Bevor wir uns ganz in den Norden Schwedens wagten, machten wir noch einen Abstecher zur norwegischen Grenze. Etwa 150 km fuhren wir in Richtung Westen und die Landschaft wurde mit jedem Meter spektakulärer.

Fahrt durch das UNESCO Welterbe Laponia
Fahrt durch das UNESCO Welterbe Laponia © Fritz Berger

Schließlich erreichten wir den Stora Sjöfallet Nationalpark. Der Nationalpark gehört zum UNESCO-Welterbe Laponia, das insgesamt vier Nationalparks und einige Naturreservate umfasst. Hier ist die Natur noch weitgehend unberührt und Samen bevölkern das Land mit ihren Rentieren. Der Stora Sjöfallet war einst ein riesiger Wasserfall, den man anscheinend 10 Kilometer weit hören konnte. Durch einen Staudamm zur Stromgewinnung wurde der Wasserfluss jedoch drastisch reduziert, was zu einem großen Aufschrei der Bevölkerung geführt hat. Auch deshalb ist die Region umfassend geschützt. Wir fuhren am riesigen Akka-Massiv vorbei, besuchten das großartige, neu erbaute Visitor Center Laponia, bevor wir eine wunderschöne Wanderung zum Wasserfall unternahmen.

Der Stora Sjöfallet Wasserfall war einst noch viel größer.
Der Stora Sjöfallet Wasserfall war einst noch viel größer. © Fritz Berger

Da für den Rest der Woche wieder Regen vorhergesagt war, düsten wir am nächsten Tag ein großes Stück in den Norden, um den Abisko Nationalpark bei Sonne genießen zu können. Auch hier wollten wir wandern gehen.

Der tiefblaue Abiskojåkka fließt durch einen Canyon im Abisko Nationalpark.
Der tiefblaue Abiskojåkka fließt durch einen Canyon im Abisko Nationalpark. © Fritz Berger

Wir entschieden uns für die 5 Kilometer lange orange Tour entlang des Flusses Abiskojåkka. Schneebedeckte Gipfel umrahmen die Schlucht des Flusses, dessen klares Wasser türkis im Sonnenlicht glänzte. Umgeben von Moor, fruchtbaren Wiesen und Wäldern entdeckten wir Rebhühner und jede Menge Beeren. Die Nacht blieben wir am wunderschönen Torneträsk See.

Die Wanderung entlang der steilen Schlucht macht uns allen Spaß.
Die Wanderung entlang der steilen Schlucht macht uns allen Spaß. © Fritz Berger

Unseren letzten Tag in Schweden verbrachten wir in Kiruna. Die Stadt ist nicht wirklich schön, die Geschichte dahinter dafür umso interessanter. Durch den Erzabbau unter der Erde ist der Boden, auf dem die Stadt aufbaut, instabil geworden. Deshalb muss Kiruna um einige Kilometer nach Osten versetzt werden. Nahezu die ganze Stadt zieht also um: Straßen werden neu gebaut, Häuser versetzt, alles befindet sich im Umbruch.

Das schlechte Wetter hatte uns mittlerweile eingeholt und so fuhren wir weiter. Um nicht die gleiche Strecke wie im letzten Jahr zu fahren, ging es für uns weiter nach Finnland. Wir waren noch nie in Finnland, aber sofort richtig begeistert!


Einsamkeit, Rentiere, Weihnachtsmann und Nordlichter - Finnisch Lappland

Kaum hatten wir die Grenze überquert, hörte es auf, zu regnen. Finnland verwöhnte uns auch für den Rest unserer Reise mit bestem Wetter. Wir waren selbst überrascht, dass finnische Sommer durchaus sehr warm und beständig sind, während im Winter wohl bis zu -40°C herrschen.

Die ersten Tage wollten wir den finnischen Teil von Lappland erkunden. Recht bald hinter der Grenze hielten wir bei Hetta Huskies. Auf der Farm werden knapp 200 Huskys gehalten. Wir machten eine Führung und erfuhren alles über die Haltung von Schlittenhunden.

Rasante Schlittenhundefahrt mit Hetta Huskies
Rasante Schlittenhundefahrt mit Hetta Huskies © Fritz Berger

Zwar liegt in Finnland auch im Sommer kein Schnee, aber die Farm stellt Schlitten mit Rädern bereit. Die Kinder konnten beim Anleinen helfen, Benjamin durfte den Schlitten selbst fahren. In rasantem Tempo führten uns die Hunde eine kurze Runde durch den Wald, das war echt beeindruckend. Nachdem wir ausreichend mit den Hunden gekuschelt hatten, suchten wir uns einen Schlafplatz an einem von Finnlands unzähligen Seen. Tatsächlich gehört Finnland zu den Ländern mit den meisten Seen weltweit. Ganze 188.000 gibt es davon, weshalb das Land auch als „Land der tausend Seen“ bezeichnet wird.

Einer von Finnlands 188.000 Seen.
Einer von Finnlands 188.000 Seen. © Fritz Berger

Als wir am nächsten Tag in Richtung Inari-See aufbrachen, passierten wir einige Seen. Die Sonne schien und das Wasser war ruhig, wodurch sich der Himmel perfekt im Wasser spiegelte. Wir entdeckten immer wieder Rentiere am Straßenrand und hatten richtig Spaß an der Fahrt. Im Urho Kekkosen Nationalpark gingen wir schließlich eine Runde wandern. Zunächst führte der Weg durch eine Moorlandschaft, bis wir die Baumgrenze erreichten und durch Fjälllandschaft liefen. Viel weiter wollten wir an diesem Tag nicht fahren und so fanden wir einen Schlafplatz ein kleines Stück nördlich auf dem Berg Kaunispää. Hier hatten wir eine bemerkenswerte Rundum-Sicht und konnten einen wundervollen Sonnenuntergang bestaunen, zu dem sich erfreulicherweise eine kleine Herde Rentiere gesellte.

Sonnenuntergang am Kaunispää
Sonnenuntergang am Kaunispää © Fritz Berger

Am Morgen wehte ein eisiger Wind um unser Wohnmobil, aber die Sonne schien. Wir hatten den nördlichsten Punkt unserer Reise erreicht und fuhren ab jetzt südwärts. Zunächst nur ein kleines Stück, denn wir hielten in Tankavaara, um das Goldmuseum zu besichtigen. Das Goldvorkommen lockte einst viele Menschen nach Lappland, die dort ihr Glück versuchen wollten. Wir fanden zwar kein Gold, dafür konnten wir auf dem Parkplatz Rentiere aus nächster Nähe bestaunen. Da wir aufgrund des schönen Wetters keine Lust hatten, viel weiter zu fahren, steuerten wir den Campingplatz bei Korvala an. Direkt an einem kleinen See genossen wir die Sonne, grillten am Abend Marshmallows am Lagerfeuer und ahnten nicht, dass wir am Abend eines der größten Highlights der Reise erleben dürfen. Wir hatten es uns schon im Wohnmobil gemütlich gemacht, als wir einen schwachen grünen Streifen am Himmel entdeckten. Wir stürmten direkt nach draußen und tatsächlich, da waren sie – Nordlichter! Über zwei Stunden flackerten die Aurora Borealis über unserem Wohnmobil. Für mich ging ein Traum in Erfüllung, es war einfach nur fantastisch!

Nordlichter!
Nordlichter! © Fritz Berger

Am nächsten Tag durften dafür die Kinder ihr absolutes Highlight erleben. Wir fuhren weiter nach Rovaniemi und besuchten den Weihnachtsmann. Im Santa Claus Village wurde dem Weihnachtsmann direkt am Polarkreis ein ganzes Dorf gewidmet. Die Krönung ist selbstverständlich der Besuch bei ihm persönlich. Es war nicht allzu viel los und der Weihnachtsmann nahm sich Zeit, um sich auf Deutsch mit den Kindern zu unterhalten. Sie durften ihre Wünsche vorbringen und Fragen stellen und waren ganz und gar begeistert. Anschließend schlenderten wir begleitet von Jingle Bells durch die weihnachtlich geschmückten Läden und schickten Postkarten von Santa Claus‘ Postoffice ab. Mit Pizza vom All-You-Can-Eat Pizzabuffet bei Santa’s Pizza & Burger machten wir den Kindertag schließlich perfekt.

Das Weihnachtsmanndorf in Rovaniemi befindet sich direkt am Polarkreis.
Das Weihnachtsmanndorf in Rovaniemi befindet sich direkt am Polarkreis. © Fritz Berger

Unser Schlafplatz in Simo gefiel unseren Kindern ebenso sehr gut. Wir konnten direkt neben einem Spielplatz einem Sandstrand der Ostsee parken. Aber auch wir kamen auf unsere Kosten, denn wir ließen den Abend mit einem netten finnischen Pärchen am Lagerfeuer ausklingen.


Überall Wasser - Finnlands größte Seenplatte

Parkplatz bei Paltamo
Parkplatz bei Paltamo © Fritz Berger

Nach einer kurzen Nacht machten wir uns auf, um Finnlands Osten zu entdecken. Wir fanden einen sehr schönen Platz an einem See in Paltamo und verbrachten dort den Tag am Strand. Die Kinder konnten sogar im Wasser planschen, unsere Hängematte fand ein Plätzchen und am Abend grillten wir über dem Lagerfeuer. In Finnland ist es, wie in Schweden auch, erlaubt, Lagerfeuer zu errichten. Häufig gibt es Feuerstellen, die nicht selten sogar mit Holz ausgestattet sind.

Lagerfeuer sind in Finnland häufig erlaubt, Feuerholz ist meist vorhanden.
Lagerfeuer sind in Finnland häufig erlaubt, Feuerholz ist meist vorhanden. © Fritz Berger

Am nächsten Tag erfreuten wir uns an der Fahrt durch Nordkarelien. Wir hielten am Koli Nationalpark, um eine kleine Runde zu wandern. Während die Kinder unzählige Blaubeeren aßen, genossen wir die Aussicht auf die Wälder und Seen Kareliens. Die Sicht vom Koli-Berg soll viele Künstler wie den finnischen Komponisten Sibelius zu ihren Werken inspiriert haben und gilt deshalb als Nationalsymbol. Am Abend bestaunten wir wieder einen schönen Sonnenuntergang am Hafen von Joensuu.

Der Blick vom Koli-Berg gilt als Nationalsymbol.
Der Blick vom Koli-Berg gilt als Nationalsymbol. © Fritz Berger

Die bekannteste Seenplatte Finnlands ist wohl die um den Saimaa-See. Hier leben nicht nur die seltenen Ringelrobben, es gibt auch schöne Städte zu besichtigen. Wir hielten in Savonlinna, um dort eine der schönsten Burgen Skandinaviens zu bestaunen. Olavinlinna wurde 1475 von den Schweden erbaut und hieß einst Olofsburg.

Die Festung Olavinlinna
Die Festung Olavinlinna © Fritz Berger

Im Ort stärkten wir uns mit Lörtsy, einer gefüllten, in Fett ausgebackenem Spezialität der Stadt.

Lörtsy gibt es in Savoninlinna am Hafen zu kaufen.
Lörtsy gibt es in Savoninlinna am Hafen zu kaufen. © Fritz Berger

Auf der Weiterfahrt stoppten wir an der russischen Grenze, um uns den Skulpturenpark Parikkala anzusehen. Der Künstler Rönkkönen hat hier mitten im Wald Gipsskulpturen geschaffen, die meisten davon machen Yoga. Es herrschte eine etwas unheimliche, aber auch faszinierende Atmosphäre.

Skulpturenpark Parikkala an der Grenze zu Russland
Skulpturenpark Parikkala an der Grenze zu Russland © Fritz Berger

Auf dem Weg zu unserem Schlafplatz passierten wir Imatra und erinnerten uns, dass abends im Sommer die Schleusen des Wasserkraftwerks geöffnet werden. Da es gerade 18 Uhr war, nahmen wir das auch noch mit und konnten mit Musikuntermalung bestaunen, wie die Wassermassen durch die Schleusen der Staumauer rauschten.

Pünktlich zur Schleusenöffnung sind wir in Imatra.
Pünktlich zur Schleusenöffnung sind wir in Imatra. © Fritz Berger

Maritime Eindrücke in Südfinnland

Am Morgen fuhren wir nur ein kleines Stück, um uns Lappeenranta, ebenfalls am Saimaa-See, anzuschauen. Auf dem Markt kauften wir uns Lohipiirakka (Teigtaschen mit Lachs) und Vety (frittierter Teig mit Schinken und Ei). Diese finnischen Spezialitäten sind durch die Nähe zu Russland an die russische Küche angelehnt. Anschließend sahen wir uns noch die riesige Sandburg am Hafen an, als es plötzlich aus heiterem Himmel zu schütten anfing.

Ein Eisbrecher vor dem Maritimen Museum in Kotka
Ein Eisbrecher vor dem Maritimen Museum in Kotka © Fritz Berger

Wir flüchteten zurück ins Wohnmobil, um nach Kotka zu fahren. Hier konnten die Kinder im Trockenen im Maritimen Museum jede Menge Boote, Schiffszubehör und Modelle von Segelschiffen bestaunen. Auch die Sonderausstellung, bei der sie Brautmoden anprobieren konnten, begeisterten sie sehr. Als der Regenschauer vorüber war, suchten wir einen Platz auf den Scheren des finnischen Meerbusens für die Nacht auf.
Am nächsten Tag hielten wir in Porvoo – Finnlands zweitältester Stadt. Sie ist für die schöne Altstadt und die gut erhaltenen Speicherhäuser bekannt. Bis nach Helsinki war es nun nicht mehr weit und da für die nächsten Tage Regen vorhergesagt war, beschlossen wir, dass wir heute unsere letzte Nacht in Finnland verbringen würden.

Vor dem Dom von Helsinki
Vor dem Dom von Helsinki © Fritz Berger

Wir fuhren den Campingplatz von Helsinki an und nahmen am Abend die Straßenbahn in die Innenstadt. Nach all der Einsamkeit der letzten Wochen hatten wir keine große Lust auf Sightseeing und schlenderten einfach durch die Gassen, vorbei am schönen Dom, der alten Markthalle und am Hafen entlang. Am darauffolgenden Tag wollten wir auf die Fähre - wohin es gehen sollte, erfahrt ihr im zweiten Teil des Reiseberichts.