Wenden mit Wohnmobil erfordert einen größeren Bogen

Wer sich mit einem Pkw verfahren hat, ändert die Fahrtrichtung wo möglich mit einem raschen „U-Turn“. Mit diesem Manöver lässt sich die Fahrtrichtung um 180 Grad ändern, ohne rangieren zu müssen. Möchtest du auf diese Weise mit einem Wohnmobil oder Wohnwagen wenden, wirst du die angepeilte Fahrspur möglicherweise nicht in einem Zug erreichen. Schuld ist der Wendekreis, der bei Wohnmobilen und Gespannen spürbar größer ausfällt und somit bei der Fahrtrichtungsänderung einen größeren Bogen erforderlich macht.


Der Wendekreis ist der große Bruder des Spurkreises

Der Wendekreis ist eng mit dem Spurkreis verwandt. Jedoch gibt es einen entscheidenden Unterschied: während der Spurkreis von den Reifen aus gemessen wird, nimmt man als Bezugspunkte für den Wendekreis die äußersten Fahrzeugteile. Das können beispielsweise Stoßstange oder Kotflügel sein. Beim Rangieren ist also der Wendekreis relevant, da der Spurkreis kleiner ausfällt und eine mögliche Kollision mit anderen Objekten nicht berücksichtigt.


Diese Faktoren beeinflussen den Wendekreis

Beim Rangieren in die Parzelle ist der Wendekreis relevant.
Beim Rangieren in die Parzelle ist der Wendekreis relevant. © Fritz Berger

Entscheidenden Einfluss auf die Größe des Wendekreises haben Karosserieabmessungen sowie Radstand des Fahrzeugs und maximaler Lenkeinschlagswinkel. Auch breite Reifen vergrößern den Wendekreis. Übrigens haben Fahrzeuge mit Heckantrieb (z.B. Wohnmobile auf Basis des Mercedes Sprinter) konstruktionsbedingt einen kleineren Wendekreis als frontgetriebene Fahrzeuge.

Damit ein Fahrzeug problemlos durch Kurven und Kreisverkehre fahren kann, darf der Wendekreis nicht zu groß ausfallen. Darum legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) eine maximale Größe für den Wendekreis fest. Nicht mehr als 25 Meter sind laut StVZO §32d erlaubt. In der Praxis wird dieser Wert jedoch kaum erreicht. Selbst große Doppelachser benötigen nicht mehr als 18 Meter.

Bei Wohnmobilen mit einer Gesamtlänge um die 7 Meter beträgt der Wendekreis häufig 13 bis 15 Meter.


Wendekreis berechnen und messen

Berechnen lässt sich der Wendekreis mit folgender Formel: D=2*L / sin a.

D = Kreisdurchmesser der Fahrzeugmitte, L steht für den Radstand und a ist der Einschlagwinkel der Räder.

In der Praxis ist diese Formel jedoch wenig hilfreich, zumal sich die erforderlichen Werte nicht einfach aus der Betriebsanleitung des Fahrzeugs ablesen lassen. Möchtest du den Wendekreis deines Wohnmobils oder Wohnwagen-Gespanns ermitteln, solltest du ihn stattdessen ausmessen.

Am einfachsten lässt sich der Spurkreis ermitteln. Das ist die Kreisbahn der Reifen. Dazu eignet sich ein Platz mit feinem Schotter, im Winter kannst du auch eine mit Schnee bedeckte Fläche verwenden. Fahre mit vollem Lenkeinschlag im Kreis, so dass die Reifen erkennbare Linien in den Untergrund zeichnen. Anschließend musst du mit einem Maßband den Durchmesser zwischen den äußeren Linien messen. Der Spurkreis gibt dir einen Anhaltspunkt für die Dimensionen des Wendekreises.

Die Ermittlung des Wendekreises ist etwas komplizierter. Dazu musst du von einem Kotflügel aus eine Lot senkrecht nach unten ziehen. Dann markierst du die Stelle, an der das Lot auf den Boden trifft. Jetzt fährst du langsam im Kreis und bittest eine zweite Person, in regelmäßigen Abständen weitere Markierungen auf dem Boden zu machen. 

Hinweis: Mit einem Gespann solltest du nicht dauerhaft bis zum Anschlag einlenken, da die Deichsel dabei an das Heck des Zugwagens stoßen könnte. Mit dem Wohnwagen solltest du stattdessen versuchen, den Kreis so eng wie möglich zu fahren.


In Kurven hilft nur ausreichend Übung

Auch bei Kurvenfahrten mit großen Wohnmobilen und Gespannen spielt der Wendekreis eine Rolle. Fährst du eine Kurve zu eng, kollidierst du mit dem Bordstein, zu weites Ausholen dagegen gefährdet den Gegenverkehr. Um die Ideallinie zu finden, bedarf es ausreichender Übung.

Bei der Fahrt mit einem Wohnwagen musst du beachten, dass der Anhänger in Kurven immer einen kleineren Radius fährt als das Auto. Fahre Rechtskurven daher etwas weiter von der linken Spur aus und halte dich in Linkskurven etwas weiter außen. Auch dabei macht Übung den Meister.


Fazit: Rangieren ist Gefühlssache

Als Camper mit Wohnmobil oder Wohnwagen solltest du den Wendekreis im Hinterkopf behalten. Beim Rangieren und in Kurven verhalten sich große Fahrzeuge beziehungsweise Gespanne anders, als ein herkömmlicher Pkw. Die Größe des Wendekreises musst du allerdings nicht auf den Zentimeter genau im Kopf haben. Wichtig ist jedoch, dass du ein Gefühl für seine Dimensionen bekommst.